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Ukrainischer Abend als Dankeschön
Ein Ukrainischer Abend als Dankeschön
23.05.2023 | Von: Michael Fuhrmann
Einen tollen Ukrainischen Abend mit vielen Emotionen erleben 55 Besucher im Mittendrin in der Hauptstraße. Anlässlich der Veranstaltung bedanken sich Ukrainer, die wegen des Krieges in ihrer Heimat in Pirmasens wohnen, für die große Gastfreundschaft, die sie im letzten Jahr erfahren haben, auch beim Pakt für Pirmasens. Das Team um Natalia und Valentina präsentiert Kultur, Musik, Religion und nicht zuletzt lukullische Spezialitäten aus der Ukraine. Olha berichtet über ihre Flucht aus der Heimat nach Pirmasens. Dabei fließen die Tränen.
Die Idee mehrere Ukrainische Abende zu veranstalten, um sich auf diesem Weg für die Gastfreundschaft zu bedanken, wird anlässlich einer Kundgebung auf dem Exerzierplatz gegen den Krieg in der Ukraine angestoßen. Damals, wie bei der Organisation der Abende, ist Martina Fuhrmann (Pakt für Pirmasens) die wichtigste Ansprechpartnerin der Ukrainer. Deshalb eröffnet sie die Veranstaltung und informiert die Besucher mit wenigen Worten über die Hintergründe der Aktion. Natalia, Olena, Valentina, Natalia, Mariia, Katerina, Anastasia, Svyatoslav, Sofia, Natalia und zahlreiche Helferinnen haben sich bereits im Vorfeld viel Mühe gegeben, ihre Heimat auch optisch gut darzustellen. Das Mittendrin präsentiert sich in den ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau.
Einblick in die Tradition, Kultur und die Fluchtgeschichten der Ukrainer
Die Ukrainer liefern einen Einblick in ihre Gefühlswelt. Abwechselnd hört das Publikum Gebete, Gedichte, Volkslieder oder bekommt Infos über die Kultur. Übersetzungen in deutscher Sprache laufen zeitgleich über die Leinwand. Bei Redebeiträgen fungiert Moni Merk als Übersetzerin. Wobei einige aus dem ukrainischen Team inzwischen mit der deutschen Sprache zurechtkommen. In allen Beiträgen steht die Verbundenheit mit der Heimat im Mittelpunkt. Viele Frauen fürchten um ihre Männer oder andere Familienmitglieder, hoffen auf die baldige Rückkehr. Trotz allen Übels wollen sich die ukrainischen Familien nicht unterkriegen lassen. Das belegen alle Beiträge. Der Wunsch nach Frieden ist allgegenwärtig. Bei dem Lied "Wir sind die Ukraine" und der Nationalhymne fließen Tränen und nicht nur die der Organisatoren.
Besonders emotionell wird es, als Olha über ihre Erlebnisse in den ersten Kriegstagen und ihrer Flucht nach Deutschland berichtet. "Ich habe anfangs die Situation nicht verstanden, lebte mit meiner Familie in großer Angst", erzählt sie. Bald zieht Olha aus ihrer Wohnung in den Keller, den sie sich mit allen Hausbewohnern teilt. Bombenalarm und Panzerlärm bestimmen ihr Leben. Alle leiden unter Kälte und Frost, der Krieg beginnt ja im Februar. Versprochene Hilfe aus Kiew bleibt aus, kranke Menschen erhalten keine Medikamente mehr. Die Situation verschlimmert sich täglich. Der Kontakt zu weiteren Familienmitgliedern reißt ab. Olha sucht Trost im Gebet. Die Menschen fliehen planlos aus ihrer Stadt. Auch die Familie Bandahova entschließt sich dazu, ihr Zuhause zu verlassen. Nach vielen Tagen ohne feste Unterkunft, dem Hunger als stetem Begleiter, kommen sie in einem kleinen Vorort von Kiew an. Von dort aus führt sie ihr Weg nach Deutschland. Anfangs halten sie sich drei Wochen in Trier in einer Großunterkunft auf, dann reisen sie nach Pirmasens.
Während der Erzählung von Olha ist es ruhig, etliche Anwesende haben Tränen in den Augen. Übersetzerin Moni überschlägt mehrmals die Stimme vor Rührung. Besucher begleiten Olhas Textpassagen mit heftigem Nicken, denn sie haben Ähnliches erlebt. Olha hofft ohne Unterlass auf Frieden, damit sie zurück in die Heimat kann. Doch sie lässt keinen Zweifel aufkommen, dass sie sich in Pirmasens willkommen fühlt. "Die Menschen sind uns mit großer Gastfreundschaft begegnet. Die Hilfsbereitschaft war und ist riesig", stellt sie fest. Dies spricht sie stellvertretend für alle anwesenden Ukrainer aus, die sich im "gemütlichen Pirmasens" gut aufgehoben fühlen. Stellvertretend wird mehrmals Martina Fuhrmann, die Koordinatorin des Pakts für Pirmasens, erwähnt. Sie erhält für ihre Unterstützung mehrmals Beifall von den Ukrainern. Lob gibt es auch für Hanna Neu und ihr Mittendrin-Team.
Bedanken wollen sich die Ukrainer ebenso bei der Stadt Pirmasens und zahlreichen Vereinen und Organisationen, wie beispielsweise dem Jobcenter. Die Familien werden in ihr Land zurückgehen (einige tun dies schon), wenn es die Situation zulässt. "Pirmasens wird uns aber in bester Erinnerung bleiben, ohne Zweifel. Wir bedanken uns für den großen Einsatz der Pirmasenser. Ihre Großzügigkeit ist eine Inspiration für alle Ukrainer, eine Quelle für Hoffnung und Trost", erklärt Valentina Archipova, "wenn es möglich ist, laden wir unsere neuen Freunde zum Gegenbesuch in die Ukraine ein!"
Gäste können ukrainische Spezialitäten probieren
Anschließend bringen die Organisatorinnen selbst etliche Spezialitäten aus der Ukraine an die Tische. Auf der Speisekarte stehen Wareniki (Maultaschen), Piroschki, Nalesniki (Crêpes), Golubtsi und leckerer Kompott. Der Abend endet mit dem Lied "Ukraine", dabei wird begeistert mitgesungen und geklatscht von allen Anwesenden.
Martina Fuhrmann begleitet zahlreiche ukrainische Familien seit deren Ankunft in Pirmasens. Sie empfindet den Abend "als schön und ergreifend", freut sich darüber, dass viele Ukrainer inzwischen Selbstvertrauen bekommen haben. "Vor wenigen Monaten wäre ein solcher Abend nicht möglich gewesen", erklärt sie. Hanna Neu (Mittendrin) bedankt sich bei den Ukrainerinnen für "den Einblick in die Kultur" und freut sich über die Tatsache, dass Flüchtlingsfamilien aus anderen Ländern an der Veranstaltung teilgenommen haben. Weitere Ukrainische Abende folgen im CVJM-Haus, Horeb-Treff und im P11 im Winzler Viertel.