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Damit die Kinder eine Zukunft in Deutschland haben
Damit die Kinder eine Zukunft in Deutschland haben
Erich Brück betreut seit drei Jahren eine Migranten-Familie
28.05.2024 | Von: Miral AbuSaeed
Migranten helfen - das ist die momentan ehrenamtliche Arbeit von Erich Brück. Seit ungefähr drei Jahren steht der Ruheständler, der früher als Informatiker tätig war, in Pirmasens einer ausländischen Familie mit Unterstützung seiner Ehefrau Heidi Brück zur Seite. Angesprochen von der Pakt-Koordinatorin Martina Fuhrmann, war zuerst die Aufgabe, dass der bald 72-Jährige der Familie die deutsche Sprache etwas beibringen sollte. Jedoch - und das ist ihm auch erst nach dem ersten Treffen mit der Familie, die aus Afghanistan über den Iran nach Deutschland gekommen ist, aufgefallen - steckt anscheinend mehr hinter seiner Aufgabe als Migrantenbetreuer. Wir haben mit ihm über sein Engagement gesprochen.
Worin genau besteht Ihre Ehrenamtsarbeit?
Erich Brück: Zunächst einmal einer ausländischen Familie im Alltag helfen. Neben der aktiven Unterstützung beim Deutsch-Sprechen, leiste ich meiner momentan zu betreuenden Familie zusätzliche Hilfe in Dingen wie Bürokratie, darunter fallen Anmeldungen, sei es im Kindergarten, im Ausländeramt oder in der Diakonie. Ich bringe auch zum Beispiel mal den achtjährigen Jungen zum Turnen beim TVP, wenn die Eltern, die beide berufstätig sind, das nicht tun können.
Wie oft treffen Sie die Familie in der Woche?
Erich Brück: Regelmäßig habe ich zwei Mal in der Woche Kontakt mit der Familie. Ab und zu auch mal öfters, wenn es etwas Wichtiges zu erledigen gibt, wie relevante Termine oder Papiere zum Ausfüllen. Da kommt es auf drei, vier Stunden in der Woche.
Was inspiriert Sie dazu, Ihre Aufgabe, trotz dem etwas größeren Aufwand, weiterzuführen?
Erich Brück: Erst einmal mein Interesse zu anderen Kulturen. Schon als kleines Kind habe ich Englisch verstehen können, da ein Teil meiner Familie aus Amerika uns öfters besuchen kam. Durch ihre Erzählungen über ihr Leben fand ich irgendwo eine zweite Heimat. Mein Sprachinteresse wuchs und ich erlernte weiter Französisch und etwas Russisch.
Der Grund, warum ich der Familie gerne helfe, liegt aber nicht nur in meinem familiären Hintergrund. Ich möchte nämlich, dass die Familie, insbesondere die Kinder, eine Zukunft in Deutschland haben. Ich versuche ihnen Deutsch beizubringen, da sie ja ohne die Sprache die Kultur und Gewohnheiten des Landes nicht verstehen und dadurch sich nicht integrieren können. Und deshalb auch ein Appell an alle Kinder: Sucht euch deutsche Freunde! Lernt die Kultur und Sprache, bewahrt eure eigene aber dennoch!
Wie ist es eigentlich mit der Kommunikation mit der Familie?
Erich Brück: Zu 90 Prozent verläuft diese auf Deutsch. Ab und zu jedoch hilft Google beim Übersetzen, wenn es zu schwierig wird. Das Ziel ist aber, dass die Familie die Sprache erlernt. Auch wichtig hierbei ist, dass das korrekt geschieht. Wir haben zum Beispiel ausgemacht, dass ich ihre Fehler verbessere, damit sie auch wissen, wie man Dinge richtig ausdrückt.
Haben Sie für sich selbst einen Vorteil aus dem Umgang mit der Migrantenfamilie ziehen können?
Erich Brück: Die Interaktion mit anderen Kulturen allgemein sorgt für einen Empathie-Zuwachs. Ich habe es gerne mit unterschiedlichen Leuten zu tun, auch wenn es manchmal kompliziert ist.
Und gab es bisher ein Highlight, an dem Sie sich festhalten?
Erich Brück: Für mich sind es die großen Fortschritte der Familie, die mich stolz machen. Seien sie in beruflicher oder schulischer Hinsicht, es ist großartig zu sehen, wie die Familie so weit selbstständig geworden ist, dass ich manchmal nur noch beispielsweise über Anträge drüber schauen muss, bevor diese eingereicht werden können.
Wie ist ihre Erfahrung mit Migranten in Pirmasens? Werden sie offen angenommen oder sind die Pirmasenser ihnen gegenüber eher zurückhaltend?
Erich Brück: Es kam bisher noch nie eine Beschwerde wegen Ausländerfeindlichkeit oder Ähnliches von der Familie. Jedoch habe ich persönlich den Eindruck, dass die Chancen von Migranten auf beispielsweise Bildung, Arbeitsplätze oder Durchsetzung der ihnen zustehenden Leistungen eher gering ist. In diesem Land muss man sich auch als Deutscher selbst aktiv um die Dinge kümmern, selbst fordern, und das ist oft schwierig für Migranten.