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Abschied vom Horeb-Treff - Ein kurzer Blick zurück und nach vorne

Abschied vom Horeb-Treff – Ein kurzer Blick zurück und nach vorne

14.04.2025 | Von: Miral Abusaeed

Nach viereinhalb Jahren soziales Engagement verabschiedet sich Bärbel Nelke aus dem Horeb-Treff des Caritas-Zentrums in Pirmasens - ein Ort, der für viele mehr ist als nur eine soziale Anlaufstelle. Im Interview blickt sie auf bewegende Momente, Herausforderungen und persönliche Erfahrungen zurück, gibt Einblicke in ihre neue Stelle und Wünsche für die eigene Zukunft und die des Treffpunkts im Horeb-Viertel.

Schon einige Male stand Nelke für Interviews Rede und Antwort – etwa im Rahmen verschiedener Veranstaltungen für das Schlagzeilen-Team des Pakts für Pirmasens oder beim Sommerinterview der Pirmasenser Zeitung. Für sie ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit weiß, wer was und wo macht. Durch Interviews wird genau das nochmal verbreitet und hervorgehoben, was für sie von großer Bedeutung ist.

Bärbel Nelke nimmt Abschied vom Horeb-Treff
Bärbel Nelke nimmt Abschied vom Horeb-Treff

Caritas und Horeb-Treff – mehr als nur ein Job

Angestellt beim Caritas Zentrum, war Nelke über die Trägerschaft der Stadt im Horeb-Treff hauptamtlich tätig. Der Treffpunkt im Horeb-Quartier dient als Anlaufstelle für viele Lebensbereiche – vom sozialen Zusammenhalt bis hin zur Unterstützung bei Fragen rund um den Alltag, sei es zur Mülltrennung oder beim Ausfüllen von Behördenpapieren. „Manchmal kommen die Leute einfach auch nur zum Reden“, erklärt Nelke.

Pirmasens – ein Ruf, der der Realität nicht gerecht ist

"Da wirst du einiges erleben", sagte man ihr, als sie sich entschied, nach Pirmasens zu kommen. Der Ruf der Stadt ist deutlich schlechter als gerechtfertigt, findet sie. Die Caritas-Angestellte stellt klar: "Keine einzige schlechte Erfahrung erlebt. Stattdessen gab es mehr schöne Momente, als ich erwartet habe." Sie erlebte Offenheit, Vielfalt und viele Menschen, die sich sowohl engagieren als auch helfen wollen, wo es geht.

Corona-Start und ein besonderes Fest

Ihre Tätigkeit beim Caritas Zentrum begann mitten in der Corona-Pandemie – eine schwierige Zeit, die sie aber auch als Chance nutzte, um Kolleginnen und Kollegen sowie Strukturen innerhalb des Caritas Zentrums kennenzulernen. "Ich hatte vier Monate Zeit, mir ein Bild zu machen." Besonders geprägt hat sie zuvor die christliche Sozialisation im Jugendverband Kolping – Werte wie Miteinander, Akzeptanz und Engagement fließen durch die Erfahrungen dort direkt in ihre Arbeit ein. "Jeder ist willkommen, egal welcher Religion er angehört. Man holt die Person einfach von ihrer Stelle ab und schaut, was man mit ihr unternehmen könnte", erklärt sie.

Ein Beispiel für dieses Miteinander fand am Tag dieses Interviews statt. Das muslimische Zuckerfest wurde heute im Horeb-Treff gefeiert. Mütter brachten traditionelles Essen mit, Kinder spielten, Ehrenamtliche halfen – gemeinsam aß man, unterhielte sich und genoss die Gemeinschaft. Für Bärbel Nelke ein gelebtes Zeichen von Ökumene und interkulturellem Respekt.

Erfolge und Baustellen

Im Horeb-Treff wurde vieles erreicht: Es ist ein Ort der Begegnung, ein sicherer Raum für Austausch, Unterstützung und Gemeinschaft. Kinder winken beim Vorbeigehen durch das Fenster Nelke zu, Menschen kommen, um Hilfe zu suchen – oder einfach nur, um da zu sein. Der Kontrast zwischen dem Wohnen alleine und der Gesellschaft im Horeb-Treff ist für viele ältere Personen definitiv vorhanden – umso mehr schätzen diese dann auch die Existenz solchen Ortes des Austauschs und der Kommunikation wert.

Doch es bleibt Arbeit: „Gerade auf dem Horeb gibt es noch Konflikte zwischen alteingesessenen und neu zugezogenen Menschen“, berichtet Nelke. Wichtig sei, aufeinander zuzugehen, statt sich gegenseitig schlecht zu heißen. Auch Probleme wie nicht anwesende Hausbesitzer oder fehlende Mülltrennung seien Themen, bei denen noch Handlungsbedarf bestehe.

Unvergessliche Momente

Auf die Frage nach den schönsten Erlebnissen sprudelt es aus ihr heraus: Einmal tanzten syrische Frauen und Kinder ausgelassen zur Musik während eines Eltern-Kind-Treffens – ein unerwarteter Moment voller Freude und Leichtigkeit, der Bärbel Nelke sehr gut im Gedächtnis geblieben ist. Die gemeinsamen Feste im Treffpunkt, bei denen Menschen aller Generationen zusammenkommen, sind für sie auch von großem Wert.

Was nun bleibt und was kommt

Zum 16. April beginnt Nelke ihre neue Tätigkeit – erneut in einem Quartiersbüro der Caritas. Ein bestehendes Projekt, in das sie direkt einsteigen wird. Der Abschied aus Pirmasens fiel ihr nicht leicht: "Den Pfälzer Wald würde ich am liebsten mitnehmen – diese Ruhe, die man hier haben kann, wenn einem danach ist, mag ich sehr. Gleichzeitig ist es auch möglich, unterwegs auf jemanden zu treffen und stundenlang zu reden."

Einen Nachfolger für ihre nun bald offenstehende Stelle gibt es bereits in Planung: Björn Heinrich übernimmt eine halbe Stelle, die andere Hälfte soll übergangsweise besetzt werden. Ziel ist, dass der Horeb-Treff weitergeführt wird – mit dem gleichen Herzblut und derselben Offenheit wie bisher.

Ein Appell zum Schluss

Bärbel Nelke richtet zum Ende des Gesprächs einen Appell an die Öffentlichkeit: "Engagiert euch ehrenamtlich – da wächst man nicht nur persönlich, sondern man lernt auch viel über sich und andere kennen." Besonders lobt sie die gute Vernetzung in Pirmasens und bedankt sich beim Pakt für Pirmasens für die stetige Unterstützung: "Egal, welche Veranstaltung – die Organisationen arbeiten hier nicht gegeneinander, sondern miteinander."

Ihr Wunsch: Dass der Horeb-Treff ein Ort bleibt, an dem die Menschen gern vorbeikommen – auch wenn nur für ein kurzes Hallo oder für etwas Hilfe.